
Goldschmuck
Goldschmuck
Der Goldschmuck des Tutanchamun und die Funde Schliemanns in den Königsgräbern von Mykene zeugen von dem hohen technischen und künstlerischen Niveau der Goldschmiedearbeiten der vorchristlichen Zeit. Die Goldmaske des Agamemnon wiegt bei einem Durchmesser von ca. 26 cm nur 60 Gramm.
Beachtliche Beispiele Germanisch-Nordischer Goldschmiedekunst sind z.B. der "Wittislinger Fund von 1881", der auf die Mitte des 7. Jahrhunderts datiert wird und Goldschmiedearbeiten von einzigartiger Qualität und unterschiedlichster Herkunft umfasst. Unter anderen eine filigran gearbeitete Bügelfibel aus vergoldetem Silber mit Almandin- und Glaseinlagen. Der Hiddenseer Goldschmuck mit einem heutigen Versicherungswert von ca. 70 Mio. Euro zeugt von der Goldschmiedekunst der Wikinger. Man geht von einer Fertigung um 970/980 aus und der dänische König Harald Blauzahn gilt als der mögliche ursprüngliche Besitzer.
Das Goldschmiedehandwerk war im Mittelalter hauptsächlich für kirchliche und weltliche Herrscher tätig. Neben Schmuck und kunstvollen Buchdeckeln, zeugen vor allem Kreuze und Reliquienbehälter sowie Kronen und Zepter von der damaligen Handwerkskunst. Der Tassilokelch, das Echternachcher Evangeliar, die Goldene Altartafel von Aachen oder das Bernwardskreuz von Hildesheim sind einige herausragende Beispiele für die Kunstfertigkeit und hohen Fähigkeiten der damaligen Zeit. Fast alle heute noch üblichen Techniken wurden bereits angewendet und sogar detailliert beschrieben. Die „Schedula diversarum artium“ ("Liste verschiedener Künste") gilt als das erste Lehrbuch des Kunsthandwerks im Hochmittelalter und wurde unter dem Pseudonym Theophilus Presbyter wahrscheinlich zwischen 1100 und 1120 zusammengestellt.
In vielen Fällen wurden diese Stücke auch mit Edelsteinen besetzt. Zum Beispiel die Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches, die sich heute in der Wiener Schatzkammer befindet. In der Kathedrale von Chartres, auch Notre-Dame d' Chartres genannt, wird in einem mit Gold und Edelsteinen verzierten Schrein der Schleier der Jungfrau Maria aufbewahrt. Solche Reliquien machten Kirchen und Kathedralen zum Ziel von Pilgern und bestärkten sie in ihrem Glauben.
Nürnberg und Augsburg waren im 16. Jahrhundert Knotenpunkte des Handels und gleichzeitig, wegen des dortigen Wohlstandes, Zentren der Handwerkszunft der Goldschmiede. Goldschmuck etablierte sich zu dieser Zeit auch beim reichen Bürgertum. Doch Plünderungen, Greueltaten sowie die Pest zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) beendeten diese Blütezeit. An Schmuck aus Gold war für die überwiegenden Teile der Bevölkerung nicht im Traum zu denken. Hervorragende Künstler wurden an Adelshöfe, wie die des Sonnenkönigs Ludwig des XIV und August des Starken von Sachsen, berufen. Der Hofjuwelier Johann Melchior Dinglinger schuf dort grandiose Meisterwerke in Gold, die heute im Grünen Gewölbe in Dresden zu bewundern sind. wie z.B. das „Goldene Kaffeezeug“ und den „Thron des Großmoguls Aureng Zeb“, Auf einem Tisch werden in einer Miniaturenlandschaft das glanzvolle Geburtstagsfest des legendären Großmoguls und seinesHofstaats zu Delhi in Szene gesetzt. 5223 Diamanten, 189 Rubine, 175 Smaragde, 53 Perlen, zwei Kameen und ein Saphir bildeten dabei den reichen Edelsteinschmuck.
Nach dem Ende Napoleons und der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress begann die Romantik der Biedermeierzeit (1815 - 1848). Nicht mehr die Repräsentation, sondern das häusliche Glück rückte in den Mittelpunkt und Bildnis-Medaillons oder Goldringe mit der Haarlocke des Geliebten waren damals beliebte Schmuckstücke.
Im Zeitalter der Industrialisierung wurde es erstmals möglich standardisierte Schmuckserien herzustellen. Mit Modeschmuck wollte man Schmuck passend zum Kleidungsstück herstellen. Der für die große Allgemeinheit erschwingliche Schmuck wurde größtenteils mit unedlen Materialen hergestellt.
Aus der Richtung des Art Déco und Art nouveau (Jugendstil) ist René Jules Lalique (1860 - 1945) bekannt, als einer der bedeutendsten französischen Jugendstil-Schmuckdesigner. Er arbeitete zunächst für französischen Juweliere wie Cartier und Boucheron, später entwarf und fertigte er seinen eigenen Schmuck. Sein Name steht für Kreativität, Schönheit und Qualität.
Idar-Oberstein und Pforzheim entwickelten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu den wichtigsten Schmuckzentren Deutschlands. Pforzheim ist als die Goldstadt, Idar-Oberstein ist als Zentrum für Schmuck und Farbedelsteine bekannt. Bis ins 18. Jahrhundert gab es hier Vorkommen von Achat und Jaspis. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Stadt zu einer führenden Drehscheibe im Handel mit Edelsteinen aus Brasilien und Afrika. Heute gilt Idar-Oberstein als ein Welthandelsplatz für Edelsteine und hat für Farbedelsteine eine ähnliche Bedeutung wie Antwerpen und Amsterdam für Diamanten.
Weitere Begriffe:
<< Gelbgold Hearts and Arrows >>
Zurück zur Übersicht