
Granat
Granat
Granate sind eine Gruppe von Silikatmineralien. Die Granatarten besitzen ähnliche physikalische Eigenschaften und Kristallstruktur. Außerdem sind sie in ihrem Chemismus trotz Unterschieden verwandt. Die Hauptvertreter sind Almandin, Pyrop (mit der Varietät Rhodholith), Spessartin, Grossular (mit den Sorten Hessonit (Zimtstein) und Tsavorit), Uwarowit und Andradit.
Name und Farbe
Lange Zeit kannte man nur rote Granate und nutzte sie als Schmucksteine. Erst im 19. Jhd. Entdeckte man anders farbige Steine die man aufgrund von Ähnlichkeiten der Granatgruppe zuordnete. Wichtige unterschiedliche Granatfarben sind heute: Rot (dunkelroten Pyrop, rotschwarz Almandin), Braun (Hessonit), Lila, Rosa (Rhodholith), Orange (Mandaringranat), Gelb (gelbgrünen Andradit), Grün (Tsavorit, Demantoid, Uwarowit), Blau (Pyrop-Spessartin), Schwarz (Schorlomit und Melanit) und Farblos.
Der Name Granat entstand erst im Mittelalter. Er leitet sich vom lateinischen granatus und von granum („Korn, Samen“) ab. Er bezieht sich auf Mela Granatum oder Pomum Granatum ('Granatapfel', Punica Granatum), eine Pflanze, deren Früchte reichlich rote Samenhüllen enthalten, die in Form, Größe und Farbe einigen Granatkristallen sehr ähnlich sind. Zuvor nannte man sie Karfunkel. Die Edelsteine wurden in der Antike mehr nach Farbe als nach anderen Eigenschaften unterschieden und fast jeder transparente, rote Edelstein, auch Rubin und Spinell, wurde damals als Karfunkelstein bezeichnet. Der Begriff "Karfunkel" leitet sich vom Lateinischen ab und bedeutet "lebende Kohle" oder brennende Holzkohle. Almandin und Pyrop sind die moderneren Namen der früher als Karfunkel bekannten Granat-Edelsteine.
Der Name Almandin manchmal fälschlicherweise Almandit genannt soll sich auf Alabanda beziehen, eine Region in Kleinasien, in der diese Steine in der Antike geschnitten wurden. Almandin wird außerdem auch orientalischer Granat oder Almandin-Rubin genannt.
Er wurde 1800 erstmals durch Dietrich Ludwig Gustav Karsten als eigenständige Sorte beschrieben.
Der Name Pyrop leitet sich aus dem Griechischen pyrōpós ab und bedeutet "feueräugig". Die Farbe von Pyrop variiert von tiefrot bis schwarz. Pyrope von guter Qualität mit einem violettroten Farbton werden Rhodolith genannt, griechisch für "Rose".
Orangeroter Spessartin oder Spessartit, der Name leitet sich vom bayerischen Spessart ab, er ist relativ selten und erst seit 1832 als eigenständiges Mineral bekannt. Die erste Fundstelle war bei Aschaffenburg. In Madagaskar findet man Spessartin von leuchtend orangegelber Farbe, der beliebte Stein ist unter dem Handelsnamen „Mandarin-Granat“ bekannt. Der Name wurde für mittlerweile erschöpfte Funde von Spessartin aus Namibia zum erstenmal verwendet. Violettrote Spessartine kommen in den USA in Colorado und Maine vor.
Andradit wurde 1800 von José Bonifácio de Andrada e Silva in Norwegen als eine braungelbe Granat Varietät entdeckt. Er kann aber auch rot, gelb, braun, grün oder schwarz sein. Die anerkannten Sorten sind Topazolith (gelb oder grün), Melanit (schwarz) und Demantoid (grün). Demantoid wird auch als "Smaragd des Urals" bezeichnet. Er wurde erst 1870 durch Nils von Nördenskiöld entdeckt.
Der Grossular wurde 1811 erstmals von Abraham Gottlob Werner als eigenes Mineral beschrieben. Der Name Grossular leitet sich vom botanischen Namen für die Stachelbeere Grossularia ab und bezieht sich auf den grünen Granat in seiner in Sibirien vorkommenden Zusammensetzung. Er ist die einzige Granatvarietät, die in allen Farben außer blau vorkommt. Massiver grünlicher Grossular wird manchmal unter dem Namen Südafrikanische oder Transvaal-Jade vermarktet, um den Verkaufspreis zu erhöhen. Dabei ähnelt er nur sehr oberflächlich betrachtet Jade. Zimtbraune, rötlich und gelbe Farbtöne werden als Zimtstein, oder wegen ihrer geringeren Härte gegenüber Zirkon, der die gelben Kristalle ähneln, Hessonit genannt, was im Griechischen "minderwertig" bedeutet. Grüner Grossular Granat aus Kenia und Tansania wird Tsavolith oder Tsavorit genannt. Die Preise für gute Exemplare sind vergleichbar mit denen des Smaragds.
Blaue Pyrop-Spessartin-Farbwechselgranate wurden Ende der neunziger Jahre in Bekily, Madagaskar, entdeckt. In Abhängigkeit von der Farbtemperatur des Betrachtungslichts ändert sich die Farbe von blaugrün nach violett, was auf die relativ hohen Vanadiummengen zurückzuführen ist. Es gibt auch andere Sorten von farbändernden Granaten. Bei Tageslicht variieren ihre Farben zwischen Grün, Beige, Braun, Grau und Blau, bei Kunstlicht erscheinen sie jedoch rötlich oder violett / rosa.
Herkunft / Vorkommen / Marktwert
Herkunft / Vorkommen / Marktwert
Pyrope findet man in Argentinien, Südafrika, Nigeria, Tansania, Tschechien, Russland, Myanmar, Australien. Almandine und Pyrope zusätzlich in Brasilien, USA und Madagaskar. Darüber hinaus findet man Almandin in Österreich, Indien, Pakistan und Sri Lanka
Verwendung als Schmuckstein
Die tiefroten transparenten Almandin Steine werden auch als Edelsteingranat bezeichnet und häufigsten in Edelsteinschmuck verwendet.
Rote Granate waren die am häufigsten verwendeten Edelsteine in der spätantiken römischen Welt und in der die Kunst der Völker aus der Völkerwanderungszeit der "Barbaren", die das Gebiet des Weströmischen Reiches eroberten.
Über eine Edelsteinhandelsroute mit Südindien und Tamraparni (altes Sri Lanka), das seit der Antike für die Herstellung von Edelsteinen bekannt ist, gelangten tausende von Tamraparniyan Gold-, Silber- und Rot-Granat-Lieferungen in den Nahen Osten und nach Griechenland, Rom, sogar bis nach England.
Granate wurden als Perlen in einer Halskette, in einem Grab aus dem Jahr 3000 vor Christus gefunden. Sie wurden auch als Einlegearbeiten in der Cloisonné (oder Zellenemail) -Technik z.B. in Schwertgriffen verwendet.
Böhmen, das heute ein Teil der Tschechoslowakei ist, war einst für seine Granate berühmt. Viele böhmische Burgen und Kirchen hatten ein prächtiges Interieur, das mit Granat verziert war. Böhmische Granate waren im 18. und 19. Jahrhundert in Europa sehr beliebt und wurden sogar nach Amerika verschifft. In der viktorianischen Zeit wurden sie häufig für Schmuck verwendet. Auch heute noch sind Böhmische Granate berühmt für ihre kleinen, aber schönen Steine, die traditionell eng oder verbunden gesetzt werden.
In Indien werden häufig Ringe mit Hessonit (Zimtstein) getragen, wegen der ihnen zugeordneten astrologischen Bedeutung.
Berühmte Schmuckstücke
In Europa war das frühe Mittelalter die Blütezeit des Granats. Aus Grabbeigaben kennen wir Gewandfibeln, Waffen, Gürtelschnallen mit Granaten, die in der für die damalige Zeit typischen Zellentechnik verziert waren. Selbst heute weiß man nicht genau wie die extrem dünnen Granatplättchen von weniger als 1 mm Dicke damals hergestellt worden sind. Hervorzuheben sind die Grabbeigaben des Merowingerkönigs Childerich I (457-481) in Tournai, Belgien.
Den „Waisen“ nannte man den Leitstein in der Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen (10.Jh. bis 1806). Der Waise, verwendet im Sinne von „einzigartiges Stück“, war der berühmteste Edelstein des deutschen Mittelalters und der schönste und wertvollste Karfunkel-Stein in der Reichskrone. Seit etwa 1200 wurde der Waise gar zum Symbol für die Reichsherrschaft. Im 13. Jahrhundert bemerkte Albertus, dass der Waise angeblich einst nachts geleuchtet haben soll, das dies aber nun nicht mehr zutreffe. Er habe eine Farbe wie zartes Weinrot.
Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wird der Waise nicht mehr erwähnt. Man nimmt an, dass er verloren ging und durch einen anderen Stein ersetzt wurde. Die Reichskrone wird in der Hofburg in der Wiener Schatzkammer aufbewahrt.
Das „Goldenes Vlies mit böhmischen Granaten" befindet sich im Dresdner Grünen Gewölbe, es stammt aus der Sammlung August des Starken. Es ist eine Arbeit mit 3 große Granaten (2x Pryop und 1x Almandin), 4 kleinen Granaten, 318 Brillanten, Gold, Silber und Email-Arbeiten. Seit 1697 war August II, König von Polen ein Ordensritter des Goldenen Vlieses. Der Kaiser gewährte dem Kurfürst von Sachsen August das außerordentliche Privileg die Insignien des ältesten und angesehensten katholischen Orden, in Schmuckausführungen zum eigenen Gebrauch herstellen zu lassen.
Es hält sich das Gerücht, Platon hätte sein Porträt von einem römischen Kupferstecher auf einen Granat gravieren lassen.
Zusammensetzung und Eigenschaften
Die Hauptvertreter der Granate bilden zwei Gruppen. Almandin Fe3Al2[SiO4]3, Pyrope Mg3Al2(SiO4)3, und Spessartine: Mn3Al2(SiO4)3 sind Aluminium-Granate.Während Uwarowit Ca3Cr2[SiO4]3, Grossular Ca3Al2[SiO4]3, Andradit Ca3Fe3+2[SiO4]3Calcium Granate sind.
Optische Effekte
Die Lichtdurchlässigkeitseigenschaften von Granatarten können von transparenten Proben in Edelsteinqualität bis hin zu opaken Sorten reichen, die lediglich für industrielle Zwecke als Schleifmittel verwendet werden. Der Glanz des Minerals wird als glasartig (glasartig) oder harzartig (bernsteinartig) eingestuft. Sterngranat besitzt Asterismus.
Überlieferte Wirkung und Bedeutung
Es gibt viele alte Legenden und Traditionen die mit dem Granat verbunden sind. Sie beziehen sich in erster Linie auf den rötlichen Granat, normalerweise Almandin und Pyrop. Da Granate früher häufig nicht von Rubin und Spinell unterschieden wurden, beziehen sich wohl auch viele der Überlieferungen dieser Edelsteine auf den Granat und umgekehrt. Plinius bezeichnete alle durchsichtigen, roten Steine als "Carbunculus", daraus wurde dann auf Deutsch der „Karfunkel". Albertus Magnus (1193-1280) beschreibt in "Liber Mineralium" bereits drei Unterarten des Carbunculus: Balagius (roter Spinell), Granatus (roter Granat) und Rubinus (Rubin).
Die Bibel zählt Granat (je nach Version) als einen der zwölf Edelsteine in Aarons Brustpanzer auf.
In der Antike gab es vereinzelt den Glauben, dass das Betrachten eines roten Granats zu Leidenschaft, Wut und sogar Schlaganfall führen könnte.
Der griechischen Mythologie folgend wird ein Granatapfel als Geschenk der Liebe betrachtet und mit der Ewigkeit in Verbindung gebracht. Hades schenkte Persephone einen Granatapfel, bevor sie ihn verließ, um ihre baldige Rückkehr zu gewährleisten. Der Granat wird daher auch als Symbol für eine schnelle Rückkehr und getrennte Liebe verstanden. Die Griechen sagten außerdem, er schütze Kinder vor dem Ertrinken. Er wurde auch als hilfreich bei Vergiftungen angesehen.
Hildegard von Bingen (1098-1179) schrieb der Karfunkel schütze vor den Dämonen der Lüfte. Albertus Magnus (1193-1280) schrieb, der Karfunkel vertreibe in Luft- und Dampfform vorhandene Gifte, womit er sich durch die Luft verbreitende Viren oder Bakterien gemeint haben könnte. Er empfahl Granat als herzstärkenden Edelstein. Der Grant soll Blutungen lindern können. Im Mittelalter war man zudem der Auffassung die Karfunkel-Steine heilten Depressionen, schützten vor bösen Träumen und linderten Lebererkrankungen. Sofern man davon ausgeht, dass es sich dabei um eher rot-bräunliche Exemplare handelte, deckt sich dies mit den Beschreibungen zum Zimtstein.
In der indischen Astrologie (Jyotish) ist vor allem der Hessonit (Zimtstein) von Bedeutung. Er ist einer der Navaratna, der neun (wichtigen) Edelsteine. Eine ausführliche Beschreibung der Wirkweise finden sie bei Hessonit.
Zuordnung zu Chakra
Rote Granate werden traditionell dem Herzchakra zugeordnet. Doch von den drei höherwertigen Edelsteinen die einst als Karfunkel zusammengefasst wurden, ist er der mit der geringsten Härte und Wertigkeit. Die Mohshärte von Granat liegt zwischen 6,5 und 7,5. Roter Spinell hat 8 und Rubin 9. Demnach ist er seiner Wirkkraft auch deutlich geringer als die eines Rubins. Vor die Wahl gestellt zum selben Preis einen schlechten Rubin oder einen guten Granat zu erwerben, sollte die Wahl aber dennoch auf den Granat fallen. Die Wirkung wird bei einem guten Edelstein immer besser sein als bei einem schlechten.
Sternzeichen / Geburtsstein
Granat wird als der Geburtsstein des Januars bezeichnet. Heutzutage wird Granat vielfach als ein Geschenk der Liebe und traditionell zum 19. Jahrestag der Eheschließung gegeben. Es kann auch als Geschenk für zweijährige und sechsjährige Jubiläen verwendet werden.
Granatenstarker Schmuck von Sogni d´oro
Granatenstarker Schmuck von Sogni d´oro
Weitere Begriffe:
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